Anatomie & Physiologie: Verdauungssystem

Dr. John V. Urbas, <dr.john.urbas@online.de>

Das Verdauungssystem

Einführung

Mit den Begriffen Verdauungstrakt und Verdauungsapparat (lat.: Apparatus digestorius) werden die Organe zusammengefasst, die der Aufnahme, der Zerkleinerung und dem Weitertransport der Nahrung dienen, um diese letztlich zu verdauen und die darin enthaltenen Nährstoffe für den Körper verwertbar zu machen.

Der Verdauungstrakt bildet ein durchgehendes „Rohr”, das mit dem Mund beginnt und mit dem Anus (After) endet.

Aufgaben des Verdauungssystems

Übersicht

Muskelkontraktionen der Wand des Gastrointestinaltraktes (= GI-Trakt) fördern die mechanische Zerkleinerung und die ständige, intensive Durchmischung des Nahrungsbreies.

Im GI-Trakt findet der eigentliche enzymatische Aufschluss der Nahrung (chemische Verdauung), die Resorption von Nahrungsstoffen und Wasser sowie die Ausscheidung unverdaulicher oder nicht verwertbarer Nahrungsbestandteile statt.

Die Mundhöhle: 1

Gesamtaufbau der Mundhöhle

Die Mundhöhle stellt den Beginn des Verdauungstraktes dar. Sie ist von Mundschleimhaut ausgekleidet.

Die Mundhöhle wird in das Vestibulum oris (Vorhof) und die Cavitas oris (die eigentliche Mundhöhle im engeren Sinne) gegliedert.

Die Mundhöhle: 2

Lippen und Wangen

Die Labia oris (Lippen) begrenzen die Mundspalte (Ober- und Unterlippe) und nach innen den vorderen Abschnitt des Vorhofs.

Die Speicheldrüsen

Übersicht

Die Speicheldrüsen sind exokrine Drüsen des Körpers, die Speichel produzieren und in die Mundhöhle sezernieren.

Man unterscheidet zwischen großen und kleinen Speicheldrüsen.

Mundspeichel

Zusammensetzung des Speichels

Pro Tag wird ca. 0,6 – 1,5 l Speichel gebildet. Speichel ist etwa 99% Wasser.

Der Speichel enthält durchschnittlich 0,5% gelöste Bestandteile. Unter diesen sind hervorzuheben:

Sekretion und Funktion

Speichelsekretion

Ein zeitweise verstärkter Speichelfluss (Sekretion) wird zumeist auf dem Wege des bedingten Reflexes (reflektorischer Weg) durch bestimmte äußere Einflüsse hervorgerufen.

Funktion

Der Mundspeichel des Menschen befeuchtet zunächst die Mundhöhle, was das Schlucken, Sprechen und Schmecken erst möglich macht.

Glandula parotis

Anatomie und Physiologie

Zur Hautoberfläche hin wird die Ohrspeicheldrüse von der Fascia parotidea begrenzt, einer derben bindegewebigen Hülle, die das gesamte Organ umhüllt. Sie bildet auch das oberflächliche und tiefe Blatt der sog. Parotisloge.

Die Kaumuskeln

Überblick

Die Kaumuskeln haben sich aus dem ersten Schlundbogen entwickelt. Es gibt vier Muskeln pro Seite, die in zwei Gruppen eingeteilt werden.

M. masseter

Der „Masseter” ist ein besonders starker Muskel — nach bestimmten Kriterien sogar der stärkste Muskel des Körpers (Abb. 1).

Musculi pterygoidei

M. pterygoideus medialis (der innere Flügelmuskel)

Der M. pterygoideus medialis unterstützt die Wirkung des M. masseter (Abb. 1).

M. temporalis

Der M. temporalis (Schläfenmuskel) ist auch ein sehr starker Muskel. Er zieht von der Schläfe unter dem Arcus zygomaticus (Jochbein) bis hin zum Kronenfortsatz des Unterkiefers (Abb. 3).

M. pterygoideus lateralis

M. pterygoideus lateralis (der äußere Flügelmuskel)

Der M. pterygoideus lateralis (auch M. pterygoideus externus genannt) ist ein zweiköpfiger Muskel (Abb. 1).

Alveolarkamm und Zahnfleisch

Der Processus alveolaris

Der Proc. alveolaris (Synonyme: Alveolarknochen, Alveolarkamm, Alveolarfortsatz) ist der bogenförmige Knochenteil der Maxilla (Proc. alveolaris maxillae) und der Mandibula (Proc. alveolaris mandibulae), in dem sich die Alveolen (Zahnfächer) befinden.

Die Anatomie des Alveolarfortsatz ist funktionell bestimmt und kann daher je nach Bezahnung in ihrer Form erheblich variieren.

Die Gingiva

Die Gingiva (Zahnfleisch) ist der Teil der Mundschleimhaut, der kragenförmig die Zähne umgibt.

Zahnaufbau: 1

Die Zahnsubstanzen

Zähne bestehen aus einer Hartsubstanz, die sonst nirgends im Körper vorkommt. Diese Substanz besteht aus:

Zahnaufbau: 2

Makroskopie

An jedem Zahn kann man eine Krone, einen Hals und eine oder mehrere Wurzeln unterscheiden (Abb. 1).

Zahnhalteapparat

Das Parodontium (Zahnhalteapparat) besteht aus:

Mundboden und Zunge

Mundboden

Der Mundboden (Diaphragma oris) ist eine mit Mundschleimhaut bedeckte Muskelplatte, die sich zwischen Zungenbein und Unterkiefer befindet. Der Mundboden besteht aus Teilen der Zungenmuskulatur und den folgenden oberen Zungenbeinmuskeln:

Die Muskeln des Mundbodens wirken bei der Mundöffnung mit, gehören zum Halte- und Bewegungsapparat des Kehlkopfes, haben aber auch eine wichtige Funktion im Zusammenhang mit den Zungenbewegungen.

Die Zunge

Die Zunge hat ein breites Aufgabenspektrum zu erfüllen:

Die Zungenmuskulatur besteht ausschließlich aus Skelettmuskeln.

Zungenanatomie

Aufbau

Die Oberseite der Zunge (der Zungenrücken, Dorsum linguae) ist etwas gewölbt, liegt ganz frei und wird durch den Sulcus terminalis in den ventralen Zungenkörper (Corpus linguae) und die dorsale Zungenwurzel (Radix linguae) unterteilt (Abb. 1).

Die Zungenmuskulatur: 1

Außenmuskulatur der Zunge

Es gibt vier Muskeln, die zur Außenmuskulatur der Zunge gehören (Abb. 1).

Die Zungenmuskulatur: 2

Innenmuskulatur der Zunge

In der Mittellinie der Zunge ist eine Art senkrechte Scheidewand, das Septum linguae. Im Übrigen besteht die Zunge jedoch vorwiegend aus Muskelfasern mit zahlreichen dazwischen verlaufenden Nerven und Blutgefäßen.

Die Innenmuskulatur der Zunge hat keinen wirklichen Ursprung und Ansatz. Stattdessen beginnen und enden ihre Muskelfasern blind in der Zunge, lassen sich aber in drei Gruppen einteilen (Abb. 1):

Alle Innenmuskeln der Zunge werden durch den N. hypoglossus (N. XII) innerviert.

Die regionalen Lymphknoten der Zunge sind die Nll. submandibulares, die auch für den Lymphabfluss des Gaumens zuständig sind, und die Nll. submentales, die in die Nll. cervicales profundi drainieren.

Ösophagus: Funktion und Lage

Funktion des Ösophagus (Speiseröhre)

Als elastisch-verformbares muskuläres Hohlorgan dient der Ösophagus dem Transport der Nahrung vom Pharynx (Rachen) in den Magen.

Lage

Der Ösophagus (Speiseröhre) ist Teil des Rumpfdarms. Er verläuft zunächst im oberen, dann im unteren hinteren Mediastinum in einem leicht geschwungenen Bogen zunächst links und dann etwas rechts der Medianebene nach unten und entfernt sich dabei zunehmend von der Wirbelsäule.

Ösophagus: Abschnitte und Form

Abschnitte und Form

Beim Erwachsenen hat der Ösophagus eine Länge von ca. 25 cm. Etwa 15 cm nach der vorderen Zahnreihe ist der Ösophaguseingang. Der Ösophagus wird in drei lagebedingte Abschnitte eingeteilt (Abb. 1).

Ösophagus: Engstellen

Die physiologischen Engstellen

Beim Ösophagus unterscheidet man folgende drei physiologische Engstellen (Abb. 1):

Digestion und Resorption

Einführung

Unter Digestion (Verdauung) verstehen wir alle Vorgänge, durch die der Körper aus der Nahrung Energieträger gewinnt. Die Digestion wird unterteilt in:

mechanische Digestion
Die Zerkleinerung größerer Nahrungsstücke, z.B. durch Kauen
chemische Digestion
Die Zerlegung der Nahrungspartikel durch Verdauungsenzyme in ihre einzelnen Bestandteile (Aminosäuren, Fette, Zucker)

Nach der Digestion müssen die Aminosäuren, Fette und Zucker in den Organismus aufgenommen werden.

Der Gastrointestinaltrakt

Übersicht

Verdauungsorgane Der Gastrointestinaltrakt (Verdauungstrakt, Magen-Darm-Trakt) ist ein ca. 5 meter langes „Rohr”, das vom Mund bis zum Anus (After) den Körper durchzieht. Dieses „Rohr” hat:

Verschiedene Organe (z.B. das Pankreas (Bauchspeicheldrüse), die Mundspeicheldrüsen, die Leber) entlang des Gastrointestinaltraktes stellen enzymreichen Sekrete bereit, die die chemische Verdauung verrichten.

Mikrostruktur des Verdauungskanals

Die vier Wandschichten

Wandschichten des GI-Traktes Obwohl der Gastrointestinaltrakt verschiedene Abschnitte mit unterschiedlicher Wandstruktur hat, besteht die Wand immer aus vier übereinander liegenden Geweben (Abb. 1 (rechts), Abb. 2, und Abb. 3). Von der Lumenseite nach außen finden wir:

Das Abdomen

Aufteilung

Die Organe des Gastrointestinaltraktes vom Magen bis zum Dickdarm befinden sich im Abdomen (Bauchraum).

Das Peritoneum

Das Bauchfell

Das Peritoneum Der ganze Bauchraum ist vom spiegelglatten Peritoneum (Bauchfell) ausgekleidet.

In der Embryonalzeit entwickeln sich die Bauchorgane zunächst im Retroperitonealraum, schieben sich aber dann in den Peritonealraum vor.

Das Omentum majus (das große Netz) ist eine mit Fettgewebe durchsetzte Serosaduplikatur, die ausgehend von der großen Magenkurvatur wie eine Schürze zwischen der Hinterseite der vorderen Bauchwand und den Dünndarmschlingen liegt.

Der Magen (Gaster)

Lage und Funktion

Der Magen liegt intraperitoneal im oberen Bereich des Abdomens im Bereich der Regio epigastrica und der Regio hypochondriaca sinistra (Abb. 1 und Abb. 2).

Im Magen wird die zerkleinerte und geschluckte Nahrung gemischt, in kleinere Partikel zerlegt und bis zum Weitertransport gespeichert (Reservoirfunktion).

Abschnitte des Magens

Man unterteilt den Magen in (Abb. 3):

Die Form des Magens

Krümmungen und Wände

Man unterscheidet am Magen zwei Krümmungen und zwei Flächen bzw. Wände:

Die Außenwand des Magens ist glatt.

Durchschnittlich ist der Magen 25–30 cm lang und hat beim Erwachsenen eine Füllungskapazität von 1200–1600 ml (bei Neugeborenen ca. 30–35 ml).

Magenschleimhaut

Aussehen und Aufbau

Die Magenschleimhaut ist beim entleerten Magen in ausgedehnte Längsfalten gelegt, welche am Pylorus zusammenlaufen (Abb. 1). Sie hat eine rötlich-graue Farbe.

Zellen der Magenschleimhaut

Es gibt vier wichtige Zellarten in der Magenschleimhaut (Abb. 3):

Die Hauptzellen, Beleg-/Parietalzellen und Nebenzellen findet man in den Fundus- und Korpusdrüsen. Die Drüsen der Pars pylorica besitzen Nebenzellen und enteroendokrine Zellen.

Lymphgefäße und Nerven

Lymphgefäße

Die wichtigsten Lymphgefäße verlaufen netzartig in der Bindegewebsschicht (Submukosa).

Nerven

Das vegetative Nervensystem kontrolliert den Magen über sympathische und parasympathische Nerven:

Der Dünndarm

Intestinum tenue (Dünndarm)

Der Dünndarm des Menschen ist bis zu 5 m lang (typisch ist aber etwa 3 m) und besteht aus drei Abschnitten:

Der Dünndarm liegt bis auf Teile des Zwölffingerdarmes intraperitoneal.

Das Duodenum

Übersicht

Das Duodenum, der erste Teil des Dünndarms, ist C-förmig und umschließt den Pankreaskopf, wobei beiden Enden nach links gerichtet sind. Das Duodenum besteht aus vier Abschnitten:

Die Lumenwand

In der Wand des Duodenums finden sich sehr hohe Ringfalten, sog. Plicae circulares, die mit recht dicken Zotten besetzt sind (Abb. 1 und Abb. 2).

Abschnitte des Duodenums

Die Grenze zwischen Pars superior und Pars descendens bildet die Flexura duodeni superior.

Das Lig. hepatoduodenale verbindet die Leberpforte mit dem Duodenum und beinhaltet die V. portae hepatis, A. hepatica propria und den Ductus choledochus (führt die Galle der Leber und Gallenblase in das Duodenum).

Jejunum und Ileum

Das Jejunum (Leerdarm)

Im Gegensatz zum größten Teil des Duodenums liegt das Jejunum intraperitoneal, d.h., es ist mit Peritoneum viscerale überzogen und über das Mesenterium mit der hinteren Bauchwand verwachsen.

Das Ileum (Krummdarm)

Zwischen Ileum und Jejunum gibt es keine klare Trennlinie, sondern einen kontinuierlichen Übergang — daher ist der Übergang von Jejunum zum Ileum nicht klar definiert.

Zellen des Dünndarms: 1

Überblick

Im Dünndarm findet man folgende Zellpopulationen:

Duodenum

Eine Besonderheit des Duodenums sind die Brunner-Drüsen (Gll. duodenales), die in der Submukosa vorkommen.

Zellen des Dünndarms: 2

Ileum

In Gegensatz zu Duodenum und Jejunum liegen in der Mukosa (Schleimhaut) des Ileums Ansammelungen von 10 bis 50 Lymphfollikeln, die sog. Peyer-Plaques (Peyer-Drüsen, -Haufen, -Platten oder Folliculi lymphatici aggregati)

Lymphgefäße und Nerven

Lymphgefäße

Die Lymphgefäße des Dünndarms ziehen mit den Blutgefäßen zu folgenden Lymphknoten:

Bei den meisten Menschen vereinigen sich die Lymphgefäße zum sog. Truncus intestinalis, der in den Truncus lumbalis sinister oder direkt in die Cisterna chyli mündet.

Nerven

In der Tunica muscularis findet sich zwischen der äußeren Längs- und der inneren Ringmuskelschicht ein Nervengeflecht, der Plexus myentericus (Auerbach-Plexus).

Die Funktion des Dünndarms

Im Dünndarm werden die Nahrungsbestandteile weiter bis in ihre Grundbestandteile zerlegt und diese Spaltprodukte zusammen mit Wasser, Elektrolyten und Vitaminen resorbiert.

Die Motorik des Dünndarms

Die lokalen Pendelbewegungen und rhythmischen Segmentationen im Dünndarm dienen dazu, den Darminhalt zu durchmischen und in Kontakt mit dem absorbierenden Epithel zu bringen (Abb. 2).

Für die propulsiven peristaltischen Wellen, die den Chymus in Richtung Zäkum (Blinddarm, Caecum) verlagern, sind vor allem die Erregungsimpulse aus den Plexus myentericus verantwortlich.

Das Pankreas

Funktion des Pankreas (Bauchspeicheldrüse)

Das Pankreas ist sowohl eine exokrine als auch eine endokrine Drüse. Der Fokus hier wird das exokrine Pankreas sein.

Das exokrine Pankreas bildet pro Tag etwa 1 – 1,5 l Pankreassekret und stellt die wichtigste Verdauungsdrüse des Menschen dar.

Abschnitte, Form und Lage des Pankreas

Die Bauchspeicheldrüse ist 13 – 18 cm lang und wiegt 70 – 80 g.

Aufbau des exokrinen Teils

Feinbau der Bauchspeicheldrüse

Das Organ ist von einer dünnen Bindegewebskapsel (Capsula fibrosa) umgeben, die das Parenchym bereits makroskopisch sichtbar in zahlreiche rundliche Drüsenläppchen von 1 – 3 mm Durchmesser untergliedert.

Azini

Aufbau des endokrinen Teils

Die Langerhans-Inseln

Aus dem Epithel des Gangsystems des exokrinen Pankreas wachsen ab der 7. Woche der Entwicklung endokrine Zellen aus, die sich zu inselförmigen Zellaggregaten von 0,1 – 0,4 mm Durchmesser vereinigen.

Zelltypen des endokrinen Pankreas

Man kann in den Inseln vier verschiedene endokrine Zelltypen unterscheiden, die unterschiedliche Hormone in die Blutbahn abgeben.

Zelltyp Lage Hormon
B-Zellen
(70%)
gleichmäßige Verteilung
über eine Insel
Insulin
A-Zellen
(20%)
v.a. in der Inselperipherie Glukagon
D-Zellen
(5%)
Inselperipherie Somatostatin
PP-Zellen
(5%)
gleichmäßige Verteilung pankreatisches
Peptid

Mehr zu den Hormonen des Pankreas finden Sie im Kursabschnitt Hormonsystem.

Pankreassekrete

Steuerung der Pankreassekretion

Die Pankreassekretion wird v.a. durch den N. vagus (Parasympathikus) und die beiden gastrointestinalen Hormone Cholecystokinin und Sekretin angeregt.

Enzyme

Die Pankreasenzyme stammen aus den Azinuszellen der Drüsenläppchen.

Bikarbonat (HCO3-)

Bikarbonat neutralisiert den sauren Chymus aus dem Magen.

Das Hormon Sekretin steigert den HCO3--Gehalt im Pankreassaft.

Hepatobiliäres System

Übersicht

In der Klinik werden Leber, die ableitenden Gallenwege und die Gallenflüssigkeit speichernde Gallenblase als hepatobiliäres System bezeichnet.

Funktion der Leber

Als zentrale Stoffwechselorgan nimmt die Leber die Nährstoffe auf, die ihr über die V. portae hepatis aus dem Verdauungstrakt zur „Weiterverarbeitung” zugeführt werden.

Galle

Produktion und Funktion der Galle

Die Leberzellen produzieren pro Tag kontinuierlich etwa 400 – 700 ml Gallenflüssigkeit.

Enterohepatischer Kreislauf

Bilirubin und die Gallensäuren

Im Darm wird ein Teil des Bilirubins unter der Mitwirkung von Bakterien zu Sterkobilinogen, Sterkobilin, Urobilinogen und Urobilin umgewandelt.

Die Fettverdauung, für die die Gallensäuren benötigt werden, findet bereits im oberen Teil des Dünndarms statt.

Anatomie der Leber: 1

Form, Abschnitte und Lage

Mit einem Gewicht von 1,4 – 1,8 kg ist die Leber die größte Drüse des menschlichen Körpers.

Die Leber wird in vier sichtbare Lappen gegliedert (Abb. 2 und Abb. 3).

Die Leber liegt im rechten Oberbauch und ist aufgrund ihrer Verwachsung mit dem Zwerchfell im Bereich der Area nuda atemverschieblich (bei Inspiration tritt sie weiter nach kaudal).

Anatomie der Leber: 2

Aufbau und funktionelle Gliederung

Die Leber ist von einer Organkapsel (Tunica fibrosa) aus Bindegewebe umgeben, die mit dem ihr aufliegenden Peritoneum verbunden ist.

Im Hinblick auf die klinische Relevanz sinnvoller ist die Gliederung der Leber in acht Segmente, die aber an der Organoberfläche nicht sichtbar sind.

Für die Unterscheidung der acht Segmente, aber auch bis hin zum mikroskopisch sichtbaren Feinbau der Leber spielt der gemeinsame Verlauf von folgenden Strukturen, die die sog. portale Trias bilden, eine bedeutende Rolle:

Von dieser Trias unabhängig verlaufen die Äste der Vv. hepaticae als abführende Blutgefäße.

Feinbau der Leber

Baueinheiten

Das Leberparenchym wird durch kollagenes Bindegewebe in einzelne polyedrische Lobuli hepatis (Leberläppchen; Höhe 2 mm, Durchmesser 1 – 1,3 mm) unterteilt.

Je nach der im Mittelpunkt der Betrachtung stehenden Funktion des Lebergewebes kann man drei verschiedene funktionelle Einheiten unterscheiden (Abb. 2).

  1. Beim Lobulus hepatis (das „klassische” Leberläppchen) steht die V. centralis im Mittelpunkt
    • Der Lobulus hepatis ist die eigentliche funktionelle Parenchymgliederung der Leber (Hexagon (2) in Abb. 2)
    • Radiär um die Zentralvene sind Bälkchen von Hepatozyten und die Lebersinusoide angeordnet
      • Die Sinusoide sind erweiterte Kapillaren zwischen den Leberzellbälkchen, in denen Mischblut aus der Pfortader und der A. hepatica propria fließt
  2. Beim Periportalläppchen (oder Portalläppchen) rückt die Galleproduktion ins Zentrum der Betrachtung
    • Hier bilden die Zentralvenen die „Ecken” und das periportale Feld steht im Mittelpunkt (Dreieck (4) in Abb. 2)
  3. Der Leberazinus berücksichtigt die Tatsache, dass innerhalb eines Leberläppchens unterschiedliche Stoffwechselzonen (mit unterschiedlicher Anfälligkeit für Schädigungen) vorkommen
    • Hier bilden zwei gegenüber liegenden Vv. centrales und zwei periportalen Feldern die „Ecken” (Raute (5) in Abb. 2)

Blutabfluss und Innervation der Leber

Blutabfluss

Das arteriovenöse Mischblut, das durch die Sinusoide der Leber fließt, wird in den Vv. centrales der Leberläppchen gesammelt (Abb. 1).

Sympathische Innervation

Die sympathischen Fasern stammen aus dem Ganglion coeliacum.

Parasympathische Innervation

Die parasympathischen Fasern stammen aus dem N. vagus (Hirnnerv X).

Sensible Innervation

Anders als bei anderen intraperitonealen Organen, wo eine sensible Innervation des Peritoneum viscerale fehlt, innervieren sensible Fasern des rechten N. phrenicus den Peritonealüberzug der Leber.

Dickdarm

Intestinum crassum (Dickdarm)

Zum Dickdarm gehören:

Neoplasien im Bereich von Kolon und Rektum (kolorektales Karzinom) gehören in Deutschland zu den zweithäufigsten soliden Tumoren.

Funktion von Zäkum und Kolon

Im Dickdarm wird der aus dem Ileum übertretende dünnflüssige Chymus durch Resorption von Wasser eingedickt.

Caecum

Abschnitte, Form und Lage

Das Zäkum schließt sich aboral (mundfern) an das Ileum an.

Colon

Abschnitte, Form und Lage

Die Länge des Dickdarms beträgt etwa 1,5 m.

Wandaufbau von Zäkum und Kolon

Besonderheiten

Zäkum und Kolon weisen folgende gemeinsame Charakteristika auf:

Feinbau

Mit Ausnahme der Appendix ist die Schleimhaut in allen Abschnitten des Dickdarms gleichartig gebaut.

Rectum und Canalis analis

Funktion

Der Mastdarm (Rectum) und der Analkanal (Canalis analis) dienen funktionell gemeinsam der Stuhlausscheidung (Defäkation).

Abschnitte und Form des Mastdarms

Das Rectum ist ca. 12–18 cm lang und folgt unmittelbar auf das Colon sigmoideum.

Canalis analis

Abschnitte und Form des Canalis analis

Der 3–4 cm lange Canalis analis durchzieht den muskulären Beckenboden und geht am Ende der Flexura perinealis aus dem Rektum hervor.

Sphinktersystem

Überblick und Funktion

Rektum und Analkanal sind von einem komplexen Sphinktersystem umgeben, welches gemeinsam mit anderen Mechanismen den Verschluss des Rektums garantiert.

1. Musculus sphincter ani internus

Der glatte M. sphincter ani internus geht unmittelbar aus einer Verstärkung der Ringmuskulatur des Rektums hervor und umgibt die oberen zwei Dritteln des Analkanals (Abb. 1).

2. Musculus sphincter ani externus

Der M. sphincter ani externus ist quergestreift und umgibt den Analkanal nicht einfach kreisförmig, sondern durch seinen z.T. vom Lig. anococcygeum nach ventral zum Centrum perinei ziehenden Verlauf klemmenartig von beiden Seiten.

3. Musculus puborectalis

Der quergestreifte M. puborectalis ist der direkt unten dem Rektum anliegende Teil des M. levator ani (Abb. 2).

Gefäßversorgung

Arterielle Versorgung von Rektum und Analkanal

Die Versorgung von Rektum und Analkanal wird in unterschiedlichem Ausmaß durch drei Arterien gewährleistet:

  1. A. rectalis superior: Sie ist der tiefste Ast der A. mesenterica inferior und versorgt den größten Teil des Rektums, v.a. auch das Corpus cavernosum
  2. A. rectalis media: Diese Gefäß entspringt beidseits als viszeraler Ast aus der A. iliaca interna und versorgt den unteren Teil der Ampulle
  3. A. rectalis inferior: Sie entspringt beidseits aus der A. pudenda interna — also mittelbar auch dem Stromgebiet der A. iliaca interna — und versorgt Analkanal und Sphinctermuskulatur

Venöser Abfluss

Die Venen entsprechen den Arterien.

Innervation von Rektum und Analkanal

Überblick

Rektum und Analkanal werden vegetativ über Sympathikus und Parasympathikus innerviert.

Viszeromotorik

Sympathische und parasympathische Fasern haben unterschiedlichen Einfluss auf die Funktion von Rektum und Analkanal.

Viszerosensibilität

Informationen von Dehnungsrezeptoren der Ampulle und auch Schmerz werden über Afferenzen geleitet, die peripher zusammen mit den sympathischen und parasympathischen Geflechten verlaufen.

Somatomotorik

Die willkürliche Innervation des M. sphincter ani externus erfolgt durch den N. pudendus aus dem Plexus sacralis.

Somatosensibilität

Somatoafferenzen für Berührung und Schmerz der Analhaut verlaufen ebenfalls im N. pudendus.

Kontinenz und Defäkation

Kontinenz

Als Kontinenz bezeichnet man in der Medizin die Fähigkeit, Körperausscheidungen wie Harn oder Stuhl willkürlich zurückzuhalten.

Der Rektumverschluss erfolgt durch den Dauertonus der Sphinkteren, den Zug des Rektums nach ventral (M. puborectalis) und das gefüllte Corpus cavernosum recti (durch venösen Rückstau infolge Dauerkontraktion der o.g. Sphinkteren).

Defäkation

Eine Dehnung der Ampulle durch die einwandernde Kotsäule führt zu Stuhldrang.

Dehnungsrezeptoren in der Rektumwand melden die Füllung der Ampulle an das Sakralmark.

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